Coachingprogramm auf der Zielgeraden

Projekt in der Hochphase: Neun junge Handwerksunternehmer*innen werden seit März durch ein Förderprogramm der Aloys & Brigitte Coppenrath-Stiftung auf die Betriebsübernahme vorbreitet. Innerhalb eines neunmonatigen Cochingprogramms werden die zukünftigen Betriebsleiter*innen von erfahrenen Experten der Handwerkskammer und einem externen Nachfolgecoach auf die Selbstständigkeit vorbereitet. Eine Zwischenbilanz:

„Mir war so richtig mulmig, als die Entscheidung feststand, den Betrieb zu übernehmen, aber jetzt nach einigen Seminareinheiten gehe ich die Sache schon viel selbstbewusster an.“ Mariele Lonnemann (31), ist Augenoptiker- u. Hörgeräteakustikmeisterin. Sie hat zum 01.07.2021 „Lonnemann Optik´s & Hörakustik“ in Spelle und Emsbüren übernommen und ist eine der neun Preisträger*innen, die sich für das Coachingprogramm beworben haben und ausgewählt wurden. Die Weiterbildungsmaßnahmen werden von der Aloys & Brigitte Coppenrath-Stiftung finanziert und von der Handwerkskammer Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim organisiert, umgesetzt und begleitet. Hierbei werden die Preisträger*innen als Nachfolger*innen darin geschult, den Übernahmeprozess und die betriebliche Weiterentwicklung auch nach der Übernahme erfolgreich zu gestalten.

„Hierbei geht es nicht um konservativen Frontalunterricht, sondern um den aktiven Austausch untereinander mit Begleitung von wechselnden Experten*innen“, erklärt Annika Hörnschemeyer, die das Projekt für die Handwerkskammer betreut. „Das Programm ist flexibel angelegt, so können wir auf die verschiedenen Bedürfnisse und Familienkonstellationen sehr individuell eingehen“, ergänzt Christof Hahn, der als externer Coach die Nachfolger*innen neben den Gruppensitzungen auch in ihren persönlichen Themen begleitet. Vier Bausteine wurden bislang in ein- oder mehrtägigen Coachings und Beratungen behandelt: Die Rolle als Unternehmer*in, die professionelle Kommunikation, die strategische Betriebsführung und das Personalmanagement. Aber auch die betriebswirtschaftlichen Themen kommen nicht zu kurz. Dabei hatte auch hier Corona die Planungen ordentlich durcheinandergewirbelt, sodass viele Elemente online oder „hybrid“ stattfinden mussten. „Wir bekommen rauchende Köpfe von neuen Ideen, Ansätzen und Plänen, die wir umsetzen wollen, wofür es dann auch noch die passenden Methoden gibt, das Ganze auch Umzusetzen“, so das Zwischenfazit von Sabrina Ahaus (25), Bäckermeisterin und Betriebswirtin des Handwerks, die die Vollkornbäckerei Ahaus GmbH aus Hüven von ihren Eltern übernimmt. Papa Thomas Ahaus ist sehr froh über die professionelle Begleitung der Übernahme: „Weil jede Generation seine eigenen Ideen, kann es schon schwierig werden, aber weil Sabrina diesen Förderpreis gewonnen hat, beschäftigen wir uns natürlich noch intensiver mit der gemeinsamen Gestaltung der langfristigen familiären Nachfolge und den damit verbundenen Generationswechsel im Betrieb.“

Auch die „Übergeber“ werden in die Beratungen eingebunden, um den kompletten Prozess möglichst effizient zu gestalten. „Hierbei geht es uns auch um die sensible Beachtung des eigentlichen Lebenswerkes der Eltern bzw. der ehemaligen Besitzer der Betriebe, was mit Respekt und Fingerspitzengefühl, aber auch mit betriebswirtschaftlicher Begleitung und fiskalischer Beratung durchgeführt wird“, erläutert Annika Hörnschemeyer. David Gründker (31) hat diesbezüglich entsprechende Erfahrungen gemacht. Der Dachdecker, Bauingenieur und Betriebswirt des Handwerks, wird die Firma seines Vaters und seines Onkels übernehmen, die August Gründker Bauunternehmen & Bedachungen GmbH aus Glandorf: „Es kann auch mal laut werden, aber wir finden immer einen Kompromiss, denn geballter Sachverstand von Erfahrung der Senioren mit der Kombi der neuen Generation bringt eigentlich immer gute Lösungen hervor.“

Über eins sind sich alle Nachfolger*innen einig: Der branchenübergreifende Austausch in der Gruppe mit den anderen Nachfolgern ist eine Erweiterung des persönlichen Horizont. „Wir stellen immer wieder fest, dass wir oft vor ähnlichen Herausforderungen stehen“, so Daniel Niemeyer (34), Bestattermeister, Geprüfter Thanatopraktiker und Master of Arts.

Wie es weiter geht

Bis zum Dezember folgen noch zwei ganztägige Gruppencoachings, weitere Erfahrungsaustauschrunden, individuelle Einzeltermine sowie in Einzelfällen auch moderierte Gesprächsrunden in den Unternehmerfamilien. Im Dezember ist dann die Abschlussveranstaltung geplant. Zudem wurden Betriebsvideos über die Nachfolger*innen und deren Betriebe sowie den Übergebern produziert, die nach und nach in den nächsten Wochen im Netz gezeigt werden. „Hierbei, wie auch in den Coachingrunden, wurde neben ernsthaften Diskussionen und der Vermittlung von praxisrelevantem Wissen viel gelacht und untereinander intensive Kontakte auch für die Zukunft geschlossen“, resümiert Hörnschemeyer. Letztlich haben alle eben das gleiche Ziel: Eine erfolgreiche Betriebsübernahme, die eine gesicherte berufliche Zukunft garantiert, um die Lebenswünsche der neuen Übernehmer*innen Wirklichkeit werden zu lassen.

Fotos und Text: Handwerkskammer Osnabrück – Emsland – Grafschaft Bentheim